NÜRNBERG – Die anhaltende Hitze und Trockenheit macht nicht nur der Agrarwirtschaft, sondern auch zunehmend der Flusskreuzschifffahrt zu schaffen. Jetzt in der Hochsaison steuern normalerweise bis zu zehn Schiffe am Tag den Nürnberger Hafen an. Derzeit liegen mitunter nur zwei vor Anker, obwohl das Geschäft mit den Flusskreuzfahrten boomt.
Die Erklärung ist simpel: Die Wasserstände von Donau und Main sind bedingt durch die Trockenheit derart niedrig, dass Flusskreuzfahrtschiffe mit größerem Tiefgang nicht mehr passieren können. Die Schiffe mit überwiegend amerikanischen, kanadischen und australischen Touristen fahren normalerweise von Amsterdam über Main, Main-Donau-Kanal und Donau nach Wien und Budapest. Wegen des extrem trockenen Wetters und dem äußerst niedrigen Wasserpegel in Süddeutschland gibt es seit einigen Wochen Abstriche beim Komfort: Die riesigen Kreuzfahrtschiffe können wegen des Niedrigwassers nicht mehr die übliche Route nehmen. Daher halten die Flusskreuzfahrtschifffe aus dem Norden in Würzburg oder Bamberg, die aus dem Süden kommenden Kreuzfahrtschiffe stoppen in Passau oder Regensburg. Von dort aus steigen die Touristen in Busse um, überwinden die „Durststrecke“ und steigen dort wo der Wasserstand noch ausreichend ist wieder in andere Kreuzfahrtschiffe ein. Die Schiffe werden also regelmäßig getauscht.
Nürnberg
profitiert von der seit Jahren stark steigenden Nachfrage nach
Flusskreuzfahrten. Der Kreuzfahrttourismus sorgt seit Jahren für eine
ständig steigende Nachfrage bei Stadtbesichtigungen. Legten 1992 in
Nürnberg nur fünf Kabinenschiffe an, so waren es 2014 bereits 946
Schiffe. Ob 2015 die magische Marke von 1.000 Anlegevorgängen
übertroffen wird, bleibt angesichts des trockenen Sommers abzuwarten.
Fast 50 Reedereien steuern mit 110 Schiffen den Nürnberger
Personenschifffahrtshafen regelmäßig an.
„Rund 128.000
Flusskreuzfahrt-Passagiere im Jahr 2014 sind ein Wirtschaftsfaktor für
unsere Stadt,“ so der Nürnberger Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas.
Er rechnet damit, dass jeder dieser Touristen hier etwas 30 Euro
ausgibt, was zu 3,8 Mio. Euro Umsatz führe. Dazu kämen weitere
Wertschöpfungen durch Dienstleister sowie Ver- und Entsorgung der
Schiffe. Insofern sind die 10,5 Mio. Euro für den Ausbau des
Personenschifffahrtshafen nach Ansicht von Dr. Fraas gut investiert. Bis
Jahresende sollen zehn Liegeplätze fertiggestellt sein, fünf sind
bereits in Betrieb. Außerdem ist die extrem enge Zufahrt, die bei
Buszubringern immer wieder für Probleme gesorgt hatte, deutlich
verbreitert. Ein kleiner Park mit elf Meter hohem Aussichtshügel soll
das Hafengelände für die Touristen aufhübschen.
(Quelle: NN / Hartmut Voigt)